Zum Inhalt:
Bei der Anwendung zahnärztlich-chirurgischer Maßnahmen unter dem Aspekt des „Normal- und Risikopatienten“ spielen weniger die chirurgischen Techniken der verschiedenen operativen Vorgehensweisen eine Rolle, sondern mehr die Begleitmaßnahmen in der prä- und perioperativen Phase insbesondere hinsichtlich der Begleitmedikationen angefangen von der Lokalanästhesieauswahl bis zum begleitenden Monitoring.
Gerade angesichts der immer älter werdenden Bevölkerung ergibt die Anamnese verschiedenster Erkrankungen bis hin zur Multimorbidität, der die häufigste Medikamentenapplikation in der zahnärztlichen Praxis, die Lokalanästhesie als individuell adaptierte und differenzierte Lokalanästhesie Rechnung tragen muss. Je nach Art und Umfang der geplanten Behandlung zeigt sich dann, dass ein Monoanästhetikum nicht unbedingt immer allen Fällen gerecht werden kann.
Neben der Lokalanästhesie wird dabei immer häufiger auch die Anwendung von Lachgas diskutiert, der in Deutschland bislang nur durch die gemeinsame wissenschaftliche Mitteilung des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Kinderanästhesie der DGAI (Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin) und des Interdisziplinären Arbeitskreises Zahnärztlicher Anästhesie der DGAI und der DGZMK zum Einsatz von Lachgas für die minimale Sedierung von Kindern Rechnung getragen wurde. Weiterführend ist die Entschließung des Council of European Dentists (CED) vom Mai 2012 zur Anwendung der inhalativen Lachgassedierung in der Zahnmedizin und unabhängig von allen Empfehlungen und Stellungnahmen sind die technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) zu berücksichtigen, die letztlich die Rahmenbedingungen mitbestimmen.
Bezüglich des perioperativen Einsatzes von Medikamenten spielen die Antibiotika und die Analgetika eine besondere Rolle. Während die Antibiotika bei akuten Infektionen ihre eindeutige Indikation haben, stellt sich die Frage des Einsatzes von Antibiotika zur Vermeidung von Infektionen bei verschiedenen Grunderkrankungen, die aufgrund unterschiedlicher pathophysiologischer Gegebenheiten zu einer Infektion nach zahnärztlich-chirurgischer Intervention führen könnten. Hierbei ist die Frage zu diskutieren, wann diese Antibiotika nur als einmalige präoperative Gabe sinnvoll sind, um eine Bakteriämie kurzfristig aufzufangen, oder wann eine Antibiotikatherapie schon vor einem operativen Eingriff anzusetzen ist, um in einem OP-Gebiet mit bereits vorhandenem Gewebespiegel an Antibiotika arbeiten zu können. Auch bei den Analgetika soll nicht nur die Auswahl eines Analgetikums angesprochen werden, sondern auch die perioperative Analgetika-Therapie thematisiert werden im Gegensatz zur Einnahme bei Bedarf. Wechselwirkungen und Besonderheiten der Analgetika sind dabei ebenso zu berücksichtigen.
Gerade der Einsatz von Analgetika ist auch bei Patienten unter oraler Antikoagulation ein wichtiges Thema. Dabei haben die neuen oralen Antikoagulantien derzeit eine besondere Bedeutung, da hierzu für die Bedeutung in der zahnärztlichen Chirurgie bislang noch wenig evidenzbasierte Daten zum perioperativen Medikamentenmanagement vorliegen, ganz im Gegensatz zu den seit über 60 Jahren im Einsatz befindlichen Vitamin-K-Antagonisten.
Zu diesen Themenfeldern sollen die aktuellen Erkenntnisse und neuere Daten vorgestellt und diskutiert werden.